Gebete und Texte

"Mit Liebe streiten!"

Mit Liebe streiten!
„Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.“ 1. Korinther 16,14,
 Jahreslosung 2024
 
Soll nun alles ganz rosarot sein, alles nur noch von Liebe geprägt sein? Ein Jahr ganz ohne Konflikte, ohne Streit?  Persönlich denke ich, dass es so dann doch nicht gemeint ist, dass wir im Namen der neuen Jahreslosung nicht jeden Streit vermeiden sollten. Zumindest dann, wenn es um etwas geht. Wenn wir Veränderungsbedarf erkennen, wenn wir ein echtes Anliegen haben, das unsere Gemeinschaft innerlich und äußerlich wachsen lassen kann.
 
Oh nein, höre ich einige rufen. Bitte keinen Streit. Dann gibt es Ärger, böses Blut und am Ende trennt man sich auf unschöne Weise.
Aber wenn wir nicht mehr streiten, dann können wir uns die Welt nicht mehr anders als genauso wie jetzt vorstellen. Streit ist auch ein Zeichen von Lebendigkeit, von Bewegung und Aufbruch. Die entscheidendere Frage ist doch, wie wir streiten. 
Mit Liebe streiten, geht das?
 
Die Erfahrung zeigt, dass wir als Menschen in wichtigen Fragen der Gestaltung des Lebens, der Gemeinde oder der Politik ganz unterschiedliche, ja gegensätzliche Positionen haben können. Es hilft langfristig nicht, die Wahrnehmung dieser Differenzen einfach auszublenden. Alles sozusagen rosarot zu sehen, Probleme nicht anzusprechen. Denn so entfernen wir uns still voneinander. Oder wir merken gar nicht, dass nicht alle einer Meinung sind. Weniger Wut und mehr Realität, weniger Schwarzweiß und mehr Wahrnehmung der Komplexität mancher Situation wäre dennoch häufig hilfreich. 

 In den letzten Monaten bekommt man schnell den Eindruck, dass zwei gegensätzliche Positionen nicht gleichzeitig eine Berechtigung haben können. Einer muss dann falsch liegen und keiner nimmt an, dass er es selbst ist. Dabei liegt die Möglichkeit, sich zu irren für jeden Menschen im gleichen Maß bereit.

 Was also tun, wenn wir Differenzen wahrnehmen, aber auch handeln wollen?
 
 Es gibt jedenfalls zwischen einvernehmlichem Konsens und Trennung im Bösen noch Möglichkeiten. 
Es gibt z.B. die Möglichkeit, einen Kompromiss zu schließen, bei dem jeder auf einen Teil verzichtet, damit man gemeinsam ins Handeln kommt. Man kann aber auch gemeinsam akzeptieren, dass der Konflikt momentan unlösbar ist. Jeder bleibt dann bei seiner Meinung, man hört auf, den anderen vom Gegenteil überzeugen zu wollen und strebt eine friedliche Koexistenz unterschiedlicher Positionen an. 
 
Mit Abwertung und mit letzten Urteilen über unsere Mitmenschen sollten wir uns jedenfalls zurückhalten. Das Urteil über einen Menschen steht allein Gott zu. Wir tun gut daran, es ihm zu überlassen. Was nicht heißt, dass nicht gestritten werden darf, ja vielleicht auch manchmal muss. 
Jesus sagt in der Bergpredigt, dass wir mit anderen so umgehen sollen, wie wir selbst behandelt werden wollen. Im Streit erwarte ich von meinem Gegenüber, dass er / sie bereit ist, zuzuhören und wenigstens versucht, zu verstehen, was mir wichtig ist. Ich erwarte, dass mir der Glaube nicht abgesprochen wird. Ich erwarte, dass der andere die Möglichkeit einräumt, sich ganz vielleicht auch zu irren. Wenn ich diese Erwartung auch auf mich anwende, dann merke ich wie herausfordernd das ist. Aber es öffnet sich auch ein Spielraum, in dem es zwischen scheinbarer Harmonie und dem großen Knall Lebendigkeit, Dazulernen und gemeinsam gestaltete Wege gibt.
 
Also lasst uns mit Liebe streiten!
Pastor Simon Burger Jugendkirche der Bäderregion 

Kurze Gebete

Am Abend, Gott, komme ich zu Dir, um für alles zu danken.
Mein Denken und Tun war von Dir begleitet.
Meine Sorge und Schuld war von Dir umfangen.
Begleite und umfange mich durch die Nacht hindurch,
bis der Morgen anbricht.

Stefan Jürgens

***

Gott, gib mir die Gelassenheit,
Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine von dem andern zu unterscheiden.

Reinhold Niebuhr

***

Herr, öffne meine Lippen, damit mein Mund dein Lob verkünde.
Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist,
wie im Anfang, so auch jetzt und allezeit und in Ewigkeit. Amen

Unbekannt

***

Herr, erwecke deine Kirche
und fange bei mir an!
Herr, baue deine Gemeinde
und fange bei mir an!
Herr, lass Frieden überall auf Erden kommen
und fange bei mir an!
Herr, bring deine Liebe und Wahrheit zu allen Menschen
und fange bei mir an!

Gebet eines chinesischen Christen

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Wenn ich im Dunkeln stehe,
wenn ich nicht weiterweiß,
wenn ich die Welt um mich herum
nicht verstehe und mutlos bin …
Dann lass du mich, guter Gott,
deine Nähe spüren,
lass mich erfahren, dass ich
in deiner Liebe geborgen bin.

Franz Hübner

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Herr, hilf!
Gib mir Struktur, festen Halt,
Boden unter den Füßen!
Ich bin durcheinander und verwirrt,
weiß weder die Richtung noch den Weg.
Du bist meine Mitte, mein Weg,
du mein Leben.

Dietmar Thönnes

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Mit jedem Tag schenkst du mir
auch neue Aufgaben.
Solange ich lebe,
kann ich Gutes tun,
jeden Tag ganz neu.
Ich will dir heute begegnen
und deinen Willen tun.
Hilf mir, dich zu sehen:
in jedem guten Werk,
in jedem Menschen,
in jedem Leid,
das ich zu tragen habe.

Paul Haschek

***

Nichts soll dich verwirren,
nichts dich erschrecken.
Alles geht vorbei.
Gott allein bleibt der selbe.
Die Geduld erreicht alles.
Wer Gott hat, dem fehlt nichts:
Gott allein genügt

Teresa von Avila

***
Quelle: Christliche Perlen
Quelle: Christliche Perlen

Fürbitte für die Flutopfer aus der Evangelischen Kirche im Rheinland:

Eine:r Gott, wir tragen vor dich
alle, die vom Hochwasser betroffen sind.
Die Flut hat Lebensentwürfe zerstört.
Der Schlamm hat Hoffnungen begraben.
Leben sind in Frage gestellt.
Gott,
wir bitten dich für diese Männer und Frauen und Kinder.
Sei du ihr Beistand
und gib ihnen Halt.
Alle: Selig sind, die da Leid tragen,
denn sie sollen getröstet werden.
Eine:r Gott,
wir tragen vor dich
die Helferinnen und Helfer der Einsatzkräfte
und alle, die freiwillig anpacken und helfen.
Sie holen Menschen aus eingeschlossenen Häusern.
Sie versorgen Menschen mit Nahrung und Kleidung.
Sie sichern Dämme und räumen auf.
Gott,
wir bitten dich für diese Männer und Frauen:
Verleih ihnen Kraft
und schenke ihnen Momente der Erholung.
Alle: Selig sind die Frieden stiften,
denn sie werden Gottes Kinder heißen.
Eine:r Gott,
wir tragen vor dich
die Seelsorgerinnen und Seelsorger
von der Notfallseelsorge und aus den Gemeinden,
in den Krankenhäusern und bei der Polizei.
Sie hören zu und fühlen mit.
Sie erfahren von unfassbaren Schicksalen.
Sie halten aus, was kaum auszuhalten ist.
Gott,
wir bitten dich für diese Männer und Frauen:
Stärke sie
und sei ihnen Schutz und Schild.
Alle: Selig sind die Barmherzigen,
denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.
Eine:r Gott,
wir tragen vor dich uns selbst
mit dem, was uns hier und jetzt bewegt.
Schau in unser Herz
und höre auf das, was wir dir in der Stille vortragen.

Geistliches Wort

Liebe Gemeindeglieder,
eine junge Frau sitzt vor mir, Mitarbeiterin einer Gemeinde, ein »stilles Wasser«, fleißig in ihrer Arbeitsstelle, musikalisch hochbegabt. Sie sagt mir: „Ich habe immer so den Eindruck, ich glaube gar nicht richtig. Alle um mich herum sind besser drauf, fröhlicher ... Wenn ich Bibel lese oder bete, kann ich das gar nicht für mich persönlich nehmen. Können Sie mir sagen, wie ich das machen kann mit dem Glauben?“ Es bleibt mir nichts anderes übrig, als ihr zu sagen, dass keiner Glauben „machen“ kann, dass Glaube nicht riesig groß beginnt, sondern winzig klein. Es ist gut, dass sie dazu steht, dass sie kein Glaubensheld ist. 
 
Mir wird an dieser Begegnung deutlich, dass viele Menschen den Wunsch in sich tragen, der auch die Jünger umgetrieben hat: „Stärke mir den Glauben!“ In der Arbeitswelt und in der Schule kann sich keiner mehr Schwäche erlauben, denn Schwäche wird ausgenutzt, Schwache werden ausgebeutet und gemobbt - und wenn sie nicht mehr können, werden sie ausgemustert. Deshalb gewöhnen wir uns an, unsere Fassade möglichst groß zu präsentieren. Aber wenn keiner mehr sich traut, seine tatsächliche Winzigkeit einzugestehen und auf Normalmaß zu schrumpfen, werden wir an der Diskrepanz zwischen großem Schein und kleinem Sein weiter kaputtgehen. 
 
Diese ungesunde Haltung schlägt auch durch auf unser geistliches Leben. Im Bereich des Glaubens hat es noch viel fatalere Konsequenzen, wenn wir uns auf das stützen, was äußerlich dasteht. Dahinter steckt die Angst, dass ich nicht so viel vorzuweisen habe wie andere, die Angst ständig Großartiges präsentieren muss, um bewundert zu werden. Die Bitte der Jünger: »Stärke uns den Glauben« ist problematisch, wenn sie so zu verstehen ist, dass die Glaubensfassade perfektioniert werden soll - die Bitte ist aber gut, wenn sie zu neuer geistlicher Ehrlichkeit führt. 
 
Jesus macht Mut zu einem Glauben, der klein ist wie ein Senfkorn, und gibt genau für diesen kleinen Senfkornglauben große Verheißungen. Aber Jesus differenziert zwischen Kleinglauben und kleinem Glauben. Kleinglaube wird von ihm kritisiert, z.B. auf dem See bei der Stillung des Sturmes, als seine Jünger nicht gleich zu ihm kommen, sondern mit eigener Kraft versuchen klarzukommen. Andererseits lobt er Menschen, die sich zu ihm wenden. 
Sich zu Jesus wenden! Genau hier und nirgends anders liegt die Kraft des Glaubens, der klein sein darf wie ein Senfkorn.  

Ein römischer Hauptmann geht selbstverständlich davon aus, dass Jesu Wort gelten wird (Lukas-Evangelium 7,1-11) und eine Frau lässt nicht locker, bis Jesus ihr hilft (Matthäus-Evangelium 15,21-28).
 
Jesus gebraucht nicht umsonst den Vergleich mit dem Senfkorn. Glaube wird nicht mit den Händen oder mit dem Kopf aufgebaut, sondern wächst wie eine Pflanze. Starker Glaube bedeutet nicht, starke Fähigkeiten zu haben, sondern in starker Verbindung mit Jesus zu stehen und diese Verbindung weiter wachsen zu lassen. 
 
Ich höre gleich auch den Einwand mit: Ok, Glaube wächst, wie das Senfkorn von selbst wächst - aber woher bekomme ich das Senfkorn? Dazu ist zu sagen: Das Einzige, was wir tun können, damit Glaube in uns entsteht, ist, uns nach Jesus auf die Suche zu machen, ihn in seinem Wort zu hören, die Augen nicht für seine Wirksamkeit zu verschließen und seine Verheißung beim Wort zu nehmen (Jeremia 29,13f): „Wenn ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet, will ich mich von euch finden lassen“.
 
Wie wäre es, wenn wir jetzt in den ruhigeren Sommerurlaubstagen uns auch dazu Zeit nähmen, Gott zu suchen, damit unser Glaube wächst, Reife gewinnt und tiefere Wurzeln schlägt?
Es grüßt Sie herzlich
und wünscht eine entspannte und erholsame Sommerzeit
 
Ihre Pastorin Brigitte Hirschmann
 
 
  
Evangelisches Gesangbuch 166,4+5
Mache mich zum guten Lande,
wenn dein Samkorn auf mich fällt. 
Gib mir Licht in dem Verstande und, was mir wird vorgestellt, 
präge du im Herzen ein, 
lass es mir zur Frucht gedeihn. 
 
Stärk in mir den schwachen
Glauben, lass dein teures Kleinod mir nimmer aus dem Herzen rauben, halte mir dein Wort stets für, 
dass es mir zum Leitstern dient 
und zum Trost im Herzen grünt.
Quelle: Kirche

Losung 29. April 2024

Gerecht ist er, der HERR, ich aber war widerspenstig gegen sein Wort.

Klagelieder 1,18

Gebete in der Zeit von Corona

Gebet aus Anlass der Corona-Pandemie (VELKD)


Ungewissheit und Angst erfüllen in diesen Tagen unsere Gedanken.
 Wir sind in Sorge.
 Wir sorgen uns um unsere Lieben.
 Wir vertrauen sie deiner Fürsorge an.
 Behüte und bewahre sie.
 Wir sorgen uns um das Zusammenleben in unserem Land.
 Wir schauen auf das, was kommen wird.
 Wir sind hilflos.
 Der Corona-Virus bedroht die Schwachen.
 Wir vertrauen die Kranken deiner Fürsorge an.
 Behüte und bewahre sie.


Wir bitten für die Sterbenden –
 behüte sie und erbarme dich.
 Wir bitten für die Jungen –
 behüte sie und erbarme dich.
 Wir danken dir für alle, 
 die in Krankenhäusern und Laboren arbeiten.
 Wir danken dir für alle,
 die Kranke pflegen,
 Eingeschlossene versorgen 
 und sich um das Wohl aller mühen.
 Behüte und leite sie.
 Du bist unsere Hilfe und Stärke.
 Behüte uns, bewahre uns und
 erbarme dich.


Amen.

Gebet von Bischof Dr. Stephan Ackermann, Bistum Trier

Gebet von Bischof Dr. Stephan Ackermann, Bistum Trier

 Jesus, unser Gott und Heiland,

in einer Zeit der Belastung und der Unsicherheit 

für die ganze Welt kommen wir zu Dir und bitten Dich:

 -          für die Menschen, die mit dem Corona-Virus infiziert wurden und erkrankt sind;

-          für diejenigen, die verunsichert sind und Angst haben;

-          für alle, die im Gesundheit- und Betreuungswesen tätig sind 

und sich mit großem Einsatz um die ihnen Anvertrauten kümmern;


-          für die politisch Verantwortlichen in unserem Land 

und weltweit, die Tag um Tag schwierige Entscheidungen 

für das Gemeinwohl treffen müssen;

-          für diejenigen, die Verantwortung 

für Handel und Wirtschaft tragen;

-          für diejenigen, die um ihre berufliche 

und wirtschaftliche Existenz bangen;

-          für die Menschen, die Angst haben, nun vergessen zu werden;

-          für uns alle, die wir mit einer solchen Situation 

noch nie konfrontiert waren;

-          für die Menschen, die am Virus verstorben sind, 

ihre Hinterbliebenen und für diejenigen, die im Dienst an den Kranken ihr Leben gelassen haben.

 Herr, steh uns bei mit Deiner Macht, hilf uns, dass Verstand und Herz sich nicht voneinander trennen.

Stärke unter uns den Geist des gegenseitigen Respekts, der Solidarität und der Sorge füreinander.

Hilf, dass wir uns innerlich nicht voneinander entfernen.

Stärke in allen die Fantasie, um Wege zu finden,

wie wir miteinander in Kontakt bleiben.

Wenn auch unsere Möglichkeiten eingeschränkt sind, um uns in der konkreten Begegnung

als betende Gemeinschaft zu erfahren, so stärke in uns die Gewissheit,

dass wir im Gebet durch Dich miteinander verbunden sind.

Wir stehen in der Fastenzeit.

In diesem Jahr werden uns Verzichte auferlegt, die wir uns nicht freiwillig vorgenommen haben

und die unsere Lebensgewohnheiten schmerzlich unterbrechen.


Gott, unser Herr, wir bitten Dich: 

Gib, dass auch diese Fastenzeit uns die Gnade schenkt, unseren Glauben zu vertiefen

und unser christliches Zeugnis zu erneuern, indem wir die Widrigkeiten und Herausforderungen,

die uns begegnen, annehmen und uns mit allen Menschen verstehen

als Kinder unseres gemeinsamen Vaters im Himmel. 


Amen.